Durcheinander - Die Versuchsaufbauten

Die Fotos von den Versuchsaufbauten wurden mir freundlicherweise von Rainer DO2ER zur Verfügung gestellt. Danke, Rainer.

Eine Menge weiterer Bilder stellt Rainer in Jogis Röhrenbude vor, u.a. von Versuchen, die sich mit Schaltungsvarianten befassen. Der Radiomann wird förmlich zu neuem Leben erweckt.


Der Radiomann war einer der ersten elektronischen Experimentierkästen. Ob in den 30er Jahren, als der Radiomann erschien, der Begriff "Elektronik" überhaupt schon geläufig war, kann ich nicht sagen. Immerhin verwendete er Kompomenten, die der Elektronik zuzuordnen sind, so z.B. passive Bauteile wie Widerstände und Kondensatoren, aber auch ein aktives Bauteil, nämlich die Elektronenröhre.

Andererseits spricht einiges dafür, dass es zu Beginn weniger um die elektronischen Zusammenhänge als vielmehr um die Erfahrung des Radioempfangs ging. Von der Zielsetzung her dürfte der Radiomann der ersten Jahre eher mit einem variablen "Bastelkit" zu vergleichen sein. Das äußerte sich nicht zuletzt in der Art, wie die Versuche aufgebaut wurden. Dazu musste man sich nach einer Bauanleitung richten; jedes Bauteil erhielt seinen festen Platz auf der Grundplatte, die genau auf die vorgesehenen Experimente abgestimmt war. Eigene Schaltungsideen waren ohne bastlerisches Geschick kaum zu realisieren. Bezeichnenderweise gab es am Anfang noch keine Schaltpläne.

Schaut man sich die Versuchsaufbauten an, dann ist bei den umfangreicheren Versuchen der erste Eindruck: ein ganz schönes Durcheinander. Es ist schwer, eine Schaltungstopologie darin zu erkennen. Am ehesten könnte man von einem offenen Verdrahtungssystem sprechen, da fast alle Verbindungen mit Hilfe von Strippen hergestellt werden. Aber so ganz überzeugend ist diese Zuordnung nicht, denn irgendwie erfüllen die Klemmen auch so etwas wie eine Knotenfunktion.

Die Frage ist natürlich, ob und wie sehr dieses Durcheinander überhaupt störte. Bei einfachen Versuchen ist eine übersichtliche Leitungsführung ohnehin nicht so wichtig. Und bei komplizierteren Versuchen? Es mag eigenartig klingen, aber in dem Drahtverhau steckte sogar eine gewisse Motivation. Ich weiß noch, dass ich es damals gut fand, wenn der Versuch schön kompliziert aussah, so wie beim richtigen Radio.


Die nachstehenden Fotos zeigen Versuchsaufbauten von verschiedenen Varianten des Röhrenaudions mit EF98:

Hier ist sehr schön der Drehkondensator zu sehen: Zwei Aluplatten, dünne Pertinaxplatten als Dielektrikum und eine Rotorplatte, das Ganze sehr großflächig, um die erforderliche Kapazität zu erreichen.


Die Drehkondensatoren können nicht irgendwo angebracht werden, sondern nur an den eigens dafür vorgesehenen Stellen. Die Spulen: Drahtwindungen auf Pappröhren. Wenn man aus Versehen auf eine Spule tritt, kann man sich eine neue wickeln.


Hinten ist der einfache Folienkondensator zu erkennen: Ein Stück Plastikfolie, beidseitig mit Metallfolie kaschiert.


Das gab's nur beim Radiomann: Ein Elektrolytkondensator, den man selber herstellen musste. Das Aluröhrchen war im Kasten enthalten, das Natriumbikarbonat musste man sich noch besorgen, wenn es nicht im Haushalt vorhanden war.


Schließlich ein Blick auf die Röhre und die Kontaktfedern, die in den späteren Auflagen des Radiomanns verwendet wurden.

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