Verstehen - Das Konzept von Wilhelm Fröhlich

Aus dem Anleitungsbuch zur 4. Auflage:

Die mit P60 bezeichnete Flachspule wird an Stelle der im Versuch 32 verwendeten selbstgewickelten Drahtspirale eingesetzt. Daran sind 11 Meter Draht, die an sich die Schwingungszahl nur wenig verlangsamen würden. Weil der Draht so vielmal im Kreis herumgeführt ist, erfahren die Schwingungen aber eine sehr viel stärkere Verlangsamung. Das verstehen wir. Wir können so viele Kurven auch nicht so rasch durchlaufen wie eine gerade Strecke.



Fast rührend, wie Wilhelm Fröhlich versucht, die abstrakten Vorgänge in einer Spule zu umschreiben. Aber haben solche arg vereinfachenden Darstellungen das spätere Verständnis von Induktion beeinträchtigt?
Ich glaube nicht.

Schon berühmt ist das Bild von der Schneeballschlacht, mit dem Fröhlich die Notwendigkeit eines Gitter-Ableitwiderstandes erklärt.

Unsichtbares bildhaft darstellen, Abstraktes konkretisieren, das war der Ansatz des schweizer Autors, Wilhelm Fröhlich. Als Lehrer wusste er natürlich, dass Kinder kaum imstande sind, abstrakte Vorgänge zu erfassen. Dass er sich dabei auf einem schmalen Grat zwischen sachlicher Richtigkeit und verfälschender Vereinfachung bewegte, war unvermeidlich und lag in der Materie begründet. Ob ihm dieser Kompromiss immer gelungen ist, will ich nicht beurteilen.

Ich habe mich vor nicht langer Zeit mit einem Physiklehrer über diese Problematik unterhalten. Seine Ansichten waren m.E. sehr aufschlussreich. Er fand das Anleitungsbuch in der Tat etwas merkwürdig, zumindest an einigen Stellen. "Doch andererseits", fügte er hinzu "können wir von Fröhlich auch etwas lernen. Gerade wir Physiklehrer." Er erörterte, wie der Physikunterricht in den letzten Jahrzehnten immer theoretischer wurde, immer weniger auf die Erfahrungswelt der Kinder einging. "Wir dürfen den Kindern und Jugendlichen nicht nur stur das vorsetzen, was wir für wichtig und richtig halten", schloss er, "sondern wir müssen zuerst mal schauen, wofür sie sich interessieren. Und dieses Interesse müssen wir aufgreifen, verstärken und sachlich vertiefen. Es bringt nichts, wenn wir das Interesse sofort mit Theorie zumauern."

Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann kann man getrost registrieren, dass Wilhelm Fröhlich mit seinem Radiomann einen beachtlichen Anfangsbeitrag geleistet hat.


Eine kurze Biographie von W. Fröhlich finden Sie im Forum des Radiomuseums:

http://www.radiomuseum.org/forum/radiomann_biografie_zu_dr_hc_wilhelm_froehlich.html

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