Warum Experimentiergeräte selber bauen?

Von Jugend auf haben mich elektronische Experimentierkästen interessiert, und ich hatte seinerzeit Gegelenheit, verschiedene Systeme kennenzulernen. Es begann (natürlich, möchte ich fast sagen) mit dem Radiomann und endete mit dem komfortabel ausgestatteten Kosmos Elektronik-Labor X von Heinz Richter. Je mehr Systeme ich kennenlernte, desto stärker interessierte mich, mit welch unterschiedlichen Mitteln und Methoden gearbeitet wurde. Da war der Radiomann mit seinen durchschaubaren, greifbaren Bauteilen, die mitunter sogar selbst hergestellt werden mussten. Oder - ganz anders - das Lectron-System (in einer Sparversion bekannt als "Braun-Buchlabor") mit seinen ästhetisch gekapselten Bausteinen und dem strippenlosen, absolut schaltbildgetreuen, aber auch ziemlich abstrakten Versuchsaufbau.

Einerseits phaszinierten mich also die Ideen, die in den Experimentierystemen steckten; andererseits war kein System ideal, alle hatten auch ihre Nachteile. Viele dieser Nachteile waren zweifellos kostenbedingt, aber durchaus nicht alle. Warum, so fragte ich mich z.B., müssen die Lautsprecher im Philips-Schaltpult mit den wackeligen Klemmfedern befestigt werden, wenn es auch mit einfachen Schrauben ginge? Immer stärker drängte sich mir die Frage auf, ob es nicht möglich ist, die Vorteile der verschiedenen Systeme zu verbinden und ein Gerät ganz nach meinen eigenen Vorstellungen zu entwerfen. Gibt es überhaupt so etwas wie ein Idealsystem?

Angesichts der Beschränkungen, mit denen man realistischerweise rechnen muss, und angesichts der Tatsache, dass mit den Steckplatinen (Breadboards) Geräte zur Verfügung stehen, die jedem herkömmlichen Experimentierkasten und jedem Selbstbausystem überlegen sind, stellt sich natürlich auch die Frage, ob das ganze Unterfangen überhaupt Sinn macht.

Ich meine, ja. Versuche aufzubauen oder Schaltungen zu entwickeln ist eine Seite - ein Gerätesystem zu entwerfen, mit dem das möglich ist, die andere Seite, mit ganz anderen Herausforderungen. Zu den Herausforderungen gehören die erwähnten Beschränkungen, aber nicht als Manko, sondern als Aufgabe, sie so weit wie möglich zu minimalisieren.

Ich werde auf dieser Webseite nicht nur gelungene Endergebnisse präsentieren, sondern vor allem den Fortgang meiner Arbeit dokumentieren, Misserfolge einbegriffen. Das ist das Schöne an einem Hobby: Man ist nicht darauf angewiesen, Kapital daraus zu schlagen, sondern kann einfach das tun, was einem Freude macht, unabhängig vom Erfolg. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass man andere daran teilhaben lassen möchte ...

Die von mir gebauten und vorgestellten Geräte sollen keine Bauanleitungen sein. Aber ich kann mir denken, dass der bastelfreudige Leser die eine oder andere Idee aufgreifen könnte. Vielleicht gelingt es auch, einfach mal zum Basteln oder Experimentieren anzuregen. Das wäre in einer Zeit, wo die Technik immer anonymer wird und immer weiter von uns abrückt (obwohl wir mehr und mehr von ihr abhängig werden), ein schöner Erfolg.

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